Von Petra Runggaldier 

Neulich habe ich ein Teamcoaching mit einer langjährigen Teamleitung und seinem Team durchgeführt. Das Team arbeitet toll zusammen, besitzt ein ausgeprägtes Maß an Selbstorganisation und Eigenverantwortung und kommt ihrem Arbeitsauftrag wirklich sehr gut nach. Schon lange zeigt sich im Team eine Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen, wie mit Mitarbeitenden z.B. in Entscheidungsprozessen seitens der Organisation umgegangen wird, indem sie z.B. bei Bewerberfragen nicht mit einbezogen werden. Auf die Fragen, was hält sie hier noch, weswegen sind Sie noch hier, erhalte ich von allen dieselbe Antwort: wegen des tollen Teams, wegen unserer Leitung und wegen der Menschen, die wir hier begleiten. Frage ich die Leitung würde sie mir sagen, es ist das Team, es macht einfach Spaß mit ihnen die Dinge umzusetzen. Das höre ich oft in Organisationen, mich berührt es jedes Mal. Ein echtes Pfund, worüber sich jedes Unternehmen freuen wird und sollte, denn das ist ein Aspekt, der viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Branchen in den Personalmangel herrscht, tatsächlich an ihrem Arbeitsplatz hält. Unternehmen sollten achtsam davor sein dies als Garantie zu nehmen. Doch zurück zum Teamcoaching. Die Teamleitung eröffnete dem Team, dass sie gehen werde. Das Team war betroffen, aber nicht überrascht, hatten sie in der letzten Zeit doch durchaus einige Veränderungen an ihrer Teamleitung bemerkt. Die Teamleitung sagte, sie habe resigniert. Sie sei mit viel Enthusiasmus gestartet, der Idee und dem Wunsch aus ihrer Rolle heraus mitgestalten zu können, habe sich oft eingebracht, auch unbequemes ausgesprochen. Sie werde mit ihren Ideen und Vorstellungen nicht nur nicht gehört, sondern auch abgetan. Der Satz aus der oberen Führungsetage der Organisation „Du weißt doch Vertrauen war noch nie unser Ding“ offenbarte das dort vorherrschende Bild von Führung und brachte ihre Erfahrung auf den Punkt. 

Mich hat es wieder mal ziemlich schockiert, denn ich glaube, da müssen sich Organisationen nicht wundern, wenn Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Leitungen in mittleren Positionen die Segel streichen und gehen. Natürlich gibt es nicht die EINE Lösung, aber ein wichtiger Teil ist meines Erachtens, dass die unterschiedlichen Führungsebenen, von der Geschäftsführung bis zur Teamleitung sich wirklich ernsthaft und ehrlich miteinander zu ihren Bildern zu Führung austauschen: Diese Bilder ergründen, was hat mich geprägt, was gefällt mit, womit habe ich gute Erfahrungen gemacht und woran erkennen wir, welches Bild von Führung jemand hat. Und sich dann zu überlegen, welches Bild von Führung wollen wir leben, gelebt sehen, wie und mit welchen konkreten Formaten, Meetingdesigns und Methoden kann dies umgesetzt und in der Organisation etabliert werden. Denn es gilt nach wie vor der Fisch stinkt vom Kopf. Gerade deshalb bin ich immer wieder beeindruckt und berührt, was für klasse Teams, die selbstorganisiert und eigenverantwortlich arbeiten, auch in Organisationen existieren, in denen der oben zitierte Satz tatsächlich noch ausgesprochen, d.h. also auch gedacht wird und somit auch das Handeln bestimmt. Sinngemäß nach Gerald Mitterer tritt hier das Phänomen zutage “Manche Organisationen überleben NICHT, weil sie ein Management haben, sondern sie überleben trotz alledem.”